Bitcoin und die Blockchain lösen eines der großen Probleme des Internets

Im Jahr 2008 stellte ein Mann, der sich Satoshi Nakamoto nennt, die elektronische Währung und das damit verbundene globale Zahlungssystem Bitcoin vor. Bitcoin verwendet mathematische Verfahren, um sichere Finanztransaktionen über das Internet abzuwickeln, ohne dass man dafür eine zentrale Abwicklungstelle wie zum Beispiel eine Bank oder ein Unternehmen wie Paypal braucht.

Das Web machte fast alles einfacher – nur das Bezahlen wurde komplizierter

Wenn man früher ein Buch im Laden bezahlen wollte, war das ganz einfach. Man nahm Geld aus der Tasche, reichte es dem Kassierer, der nahm es, gab eine Quittung aus und fertig war die Transaktion. Das Geld ging durch keine anderen Hände, niemand beurkundete den Tausch und trotzdem waren beide Seiten sicher, dass alles mit rechten Dingen zugeht.

Heute ist das meist viel komplizierter. Beim Bezahlen im Web braucht man normalerweise mindestens drei Mittelsmänner um einen einfachen Vorgang wie die Bezahlung eines Buches durchzuführen. Der Käufer braucht ein Konto bei einer Bank, und der Verkäufer braucht ein Konto bei einer Bank. Damit die Zahlung von einem auf das andere Konto möglich wird, ist meistens noch ein Zahlungsabwickler eingeschaltet, zum Beispiel eine Kreditkartenfirma oder PayPal.

Das macht den Vorgang im Vergleich zu früher nicht nur unübersichtlicher, sondern bringt auch eine Reihe anderer Probleme mit sich.

Erstens fallen Transaktionskosten an. Jeder Mittelsmann zweigt sich einen Teil des Transaktionswerts in Form von Gebühren ab, z. B. 2% für die Kreditkartenzahlung oder die Kontogebühren beim Girokonto. Die Zahlung mit Bargeld ist hingegen kostenlos.

Zweitens verlangsamt sich bei elektronischer Zahlung der Zahlungsvorgang, obwohl sich die Daten mit Lichtgeschwindigkeit durchs Netz bewegen. Zwischen der Abbuchung beim Käufer und dem Eintreffen des Geldes beim Verkäufer können Tage liegen, weil die Mittelsmänner das Geld nicht sofort weiterleiten. Im Gegensatz dazu, wechselt das Bargeld sofort aus dem Besitz des Käufers in den Einflussbereich des Verkäufers.

Drittens benötigen Käufer und Verkäufer Vertrauen in die Mittelsmänner. Sie müssen sich darauf verlassen, dass alle das Geld ordnungsgemäß und schnellstmöglich weiterleiten. Und sie müssen darauf vertrauen, dass die Zahlungsabwickler ihre Computersysteme so gut gesichert haben, dass ein Missbrauch durch Dritte unmöglich ist. Bei der Bargeldtransaktion ist für beide Beteiligte sofort nachprüfbar, ob der vereinbarte Betrag bezahlt wurde und auch angekommen ist. Und eine Manipulation des Zahlungsvorgangs durch Dritte, zum Beispiel durch Gewaltandrohung, wäre hochriskant und ist deshalb sehr, sehr unwahrscheinlich.

Viertens sind Zahlungen im Internet für Dritte praktisch ewig nachvollziehbar. Anonyme Transaktionen oder Vorgänge, die vor Dritten verborgen bleiben, sind mit den herkömmlichen Methoden nicht möglich. Mit Bargeld trat auch dieses Problem in den letzten Jahrtausenden nie auf.

Und fünftens sind Menschen, die kein Girokonto oder eine Kreditkarte haben können oder wollen, von vielen Geschäften im Internet ausgeschlossen. Das betrifft in der westlichen Welt vor allem Arme oder Alte. In vielen Entwicklungsländern sind große Teile der Bevölkerung zwar über Smartphones ans Internet angeschlossen. Sie sind jedoch vielfach so arm, dass ihnen der Zugang zum elektronischen Zahlungsverkehr verwehrt bleibt – ein weiteres Problem, das Bargeld nicht hat.

Mit Bitcoin erhält das Web ein Äquivalent zum Bargeld

Dem Web fehlte bislang ein Äquivalent zum Bargeld. Dieses Problem hat Satoshi Nakamoto mit Bitcoin gelöst.

Mit mathematischen Verschlüsselungsverfahren ermöglicht Bitcoin sichere, unumkehrbare Finanztransaktionen über öffentliche Netzwerke, ohne dass dafür eine zentrale Stelle zur Abwicklung vorhanden sein muss. Bitcoin funktioniert in vielerlei Hinsicht wie Bargeld und löst fast alle der oben genannten Probleme, die heute bei Zahlungen im Internet auftreten:

  • Die Transaktionskosten sind bei Bitcoin viel niedriger als im herkömmlichen Zahlungsverkehr.
  • Transaktionen werden deutlicher schneller ausgeführt als bisher. Es dauert nur noch Minuten, bis eine Zahlung unumkehrbar von einem zum anderen erfolgt. Und die Dauer  wird nicht willkürlich von einem Mittelsmann bestimmt, sondern ist durch den Bitcoin-Algorithmus bedingt.
  • Es sind keine Mittelsmänner mehr nötig, um Zahlungen von A nach B weiterzuleiten. Partner können direkt Geld transferieren.
  • Mit Bitcoin sind anonyme bzw. pseudonyme Zahlungen möglich.
  • Und schließlich kann jeder mit einfachster Hardware am Bitcoin-System teilnehmen. Niemand bleibt dadurch ausgeschlossen, dass er keine Kreditkarte oder kein Girokonto hat.

Bitcoin ist nur der Anfang – die Blockchain kann die Welt verändern

Die Grundlage für Bitcoin ist eine revolutionär neue Art, Transaktionen zu verarbeiten und zu speichern. Alle Transaktionen werden in “Blöcken” zusammengefasst, die dann in unveränderlicher Reihenfolge aneinander “gekettet” werden. Dadurch entsteht eine “Kette von Blöcken” – die “Blockchain” (engl. Chain = Kette).

Die Blockchain ist die eigentliche Innovation hinter Bitcoin. Das globale “Kassenbuch” von Bitcoin wird in der Blockchain abgelegt. Sie wird verteilt auf den Rechnern aller Teilnehmer gespeichert, und ihre Veränderung wird nur durch den Bitcoin-Algorithmus bestimmt. Einzelne Teilnehmer können nicht alleine Zahlungen zurückhalten oder die “Spielregeln” ändern. Die Blockchain ermöglicht die oben beschriebenen Verbesserungen durch Bitcoin gegenüber den bisherigen elektronischen Zahlungsmethoden.

Die Blockchain-Technologie kann jedoch nicht nur für digitale Zahlungssysteme verwendet werden. Ihre Einsatzmöglichkeiten sind nahezu unbegrenzt. Zahlreiche weitere Projekte, wie zum Beispiel Ethereum, sind entstanden, die die Blockchain-Technologie erweitern, verbessern und auf neue Anwendungsfelder ausdehnen. Heute bezeichnet man alle verteilt gespeicherten Datenbanken, die auf Nakamotos Idee basieren, als Blockchain.

Überall, wo bisher zentrale Autoritäten zur “Beurkundung” und Speicherung von Transaktionen nötig waren, könnten künftig Blockchains eingesetzt werden. Neben dem Zahlungsverkehr eignen sie sich beispielsweise

  • zur Verwaltung von Urheberrechten und Lizenzen (und in Verbindung mit “Smart Contracts” zur automatischen Zahlungsabwicklung für Nutzungsgebühren),
  • zur Verwaltung von Eigentumsrechten, wie z. B. im Grundbuch,
  • für standesamtliche Vorgänge wie Geburten, Eheschließungen, Scheidungen, etc.,
  • für die sichere Speicherung und Verwendung von Gesundheitsdaten,
  • und für vieles mehr.

Gegenüber bisherigen Formen der Datenverwaltung haben Blockchains einige Vorteile:

  • Zentrale Vermittlungsstellen werden überflüssig: Durch eine offene und dezentrale Implementierung erlauben Blockchains allen Teilnehmern gleichberechtigten und transparenten Zugang zu den gespeicherten Informationen. Niemand kann das gesamte System lahmlegen, indem er einen zentralen Knoten ausschaltet. Und niemand kann im Alleingang die Regeln des Systems ändern, ohne dass eine Mehrheit der Teilnehmer freiwillig mitmacht.
  • Mathematische Verfahren gewährleisten die sichere und bei Bedarf anonyme Speicherung von Daten und erlauben einen Zugriff nur berechtigten Personen. Ein “Vertrauen” in die Verschwiegenheit und Sicherheit einer zentralen Autorität (z. B. Bank) ist nicht mehr nötig.
  • Manuelle Beurkundungs- und Freigabeprozesse werden überflüssig, so dass die Transaktionsgeschwindigkeit steigt und gleichzeitig die Kosten sinken.

Die Blockchain leitet ein neues Zeitalter des Internets ein

Die Blockchain fügt dem Internet eine völlig neue und dringend benötigte dezentrale Infrastruktur zur Abwicklung und Speicherung von Transaktionen hinzu. Wie das World Wide Web gehört die Blockchain allen und wird von allen betrieben. Sie kann nicht durch einzelne Personen oder Organisationen kontrolliert werden.

Mit der Blockchain wurde nicht etwa nur eine neue Dienstleistung oder eine neue Plattform wie YouTube oder PayPal erfunden. Durch ihre offene und inklusive Philosophie ist sie vergleichbar mit der Erfindung des World Wide Web selbst. Mit ihren breiten Einsatzmöglichkeiten hat die Blockchain das  Potenzial, die Welt mindestens genauso zu verändern, wie es das WWW getan hat.



Autor: Collin Müller
Seit über 20 Jahren Onliner, seit über 10 Jahren in der Kommunikations- und Medienbranche.