Wie neue Technologien die Mobilität der Zukunft revolutionieren: Blockruption-Mitgründer Collin Müller als Blockchain-Experte in der ARTE-Doku

Ohne digitale Vernetzung funktioniert heute fast nichts. Das zeigt sich besonders gut am Beispiel Mobilität. Das Internet hat die Logistik-Branche maßgeblich verändert. Neue Technologien wie die Blockchain, Big Data und KI unterstützen Menschen dabei, Güter und Daten über Landesgrenzen hinweg zu transportieren.

Was genau darunter zu verstehen ist und was das für jeden Einzelnen bedeutet, zeigt die neue ARTE-Dokumentation „Internet.Macht.Zukunft: Wie die Vernetzung die Mobilität revolutioniert“, die am Samstag, dem 29. August 2020 ausgestrahlt wird. Blockruption-Mitgründer Collin Müller hat die Sendung mit konzipiert. Der Wirtschaftsinformatiker sieht vor allem in der Blockchain-Technologie großes Veränderungspotenzial. Gemeinsam mit anderen Experten stellt er im ARTE-Beitrag die Chancen der Blockchain für die Mobilität der Zukunft vor.

Die Dokumentation „Internet.Macht.Zukunft: Wie die Vernetzung die Mobilität revolutioniert“ wurde am Samstag, dem 29. August um 21:45 Uhr erstmals auf ARTE ausgestrahlt.

Die Dokumentation stellt folgende Projekte vor:

5G für die optimale digitale Infrastruktur von Flugtaxis

Volocopter-Erfinder Alexander Zosel und Stephan Wolf haben im badischen Bruchsal ein Flugtaxi-Start-up aufgebaut. Als Geldgeber haben sie mittlerweile sogar Japan Airlines und die Bahn-Tochter Schenker gewonnen. 

Eine digitale Infrastruktur ist ausschlaggebend für den Erfolg von Flugtaxis. Denn: Später werden viele Fluggeräte gleichzeitig in der Luft sein, die alle koordiniert werden müssen. Der neue Netzstandard 5G stellt zwei Dinge zur Verfügung, die für den selbstständigen Flugbetrieb der Zukunft essenziell sind: eine gute mobile Netzabdeckung und hohe Datenraten.

Nur wenn eine digitale Infrastruktur mit dem 5G-Netz gegeben ist, kann der Luftraum für Mobilität genutzt werden. Wie zum Beispiel für Paketlieferungen per Drohnen. Die beiden Gründer von Volocopter zielen darauf ab, der weltweit führende Urban Air Mobilitätsdienstleister zu sein und innovative Technologien und Dienstleistungen Städte dabei zu unterstützen, ihre Mobilitätskonzepte durch Flugtaxis erfolgreich zu transformieren.

Kfz-Zulassung per Blockchain

Jeder, der in Deutschland ein Auto zulassen möchte, erwartet Bürokratie und lange Wartezeiten. Fahrzeugpapiere werden nämlich bis heute nur als analoge Dokumente ausgestellt. Jeder Fahrzeugbrief wird per Hand gescannt und digital gespeichert.

In Ahrensburg spezialisiert sich Philipp Kroschke mit seinem Unternehmen darauf, die Kfz-Zulassung als Dienstleistung für Kunden anzubieten. Mit carTRUST unter der Leitung von Marcus Olszok bietet die Firma eine digitale Plattform auf Blockchain-Basis an, die alle Teilnehmer am Kfz-Zulassungsprozess zusammenbringt. Das bedeutet: Das Eigentum an einem Fahrzeug wird digital bestätigt und übertragen. Dies ermöglicht einen voll digitalisierten und automatisierten Zulassungsprozess ohne Intermediäre. Wie das genau funktioniert: Jedes Fahrzeug braucht einen digitalen Zwilling. Das ist eine digitale Identität, die in der Blockchain gespeichert wird. Damit lassen sich Dienstleistungen wie Zulassung, Schadensabwicklung mit Versicherern oder Eigentumsübertragungen ohne Papierdokumente und analoge Unterschriften abwickeln. All diese Vorgänge werden als Transaktionen in der Blockchain gespeichert und zwischen allen beteiligten Parteien in Sekundenschnelle abgewickelt.

Die Behörden erhalten den Zugang über die Daten auf der Blockchain. Die Vorteile: Es gibt keinen zentralen Server als Angriffspunkt für mögliche Hacker. Außerdem kann man durch die dezentrale Architektur des Systems sinnvolle Anwendungen entwickeln, ohne dass man den Zugriff auf einen zentralen Server verwalten muss.

Blockchain macht Supermarkt-Lieferketten transparent

Mit dem immer stärker werdenden Bewusstsein für Nachhaltigkeit sind Kunden heutzutage kritischer und möchten wissen, wo ihre Lebensmittel überhaupt herkommen und wie sie produziert wurden.

In Paris nutzt die französische Supermarktkette Carrefour die Blockchain-Technologie für mehr Transparenz in den Lieferketten von Lebensmitteln. Emmanuel Delerm, Blockchain-Projekt-Manager von Carrefour, hat eine App entwickelt, mit der Kunden über QR-Codes Informationen über die Herkunft von Lebensmitteln abrufen können.

Für Händler bringt die Blockchain viele Vorteile mit sich. Mit der Transparenz in den Lieferketten werden vor allem Menschen erreicht, die sich für nachhaltige Produkte interessieren. So wird die Kundenzufriedenheit gestärkt. Alle landwirtschaftlichen Informationen der entsprechenden Lebensmittel kommen direkt aus der Quelle von Erzeugern. Da die Informationen in der Blockchain gespeichert sind, lassen sie sich lückenlos nachvollziehen und sind praktisch nicht manipulierbar. Das erhöht das Vertrauen in das System.

Neue Technologien ermöglichen autonomes Fahren

Falk Schubert arbeitet im Autonomous Driving Lab in Unterschleißheim an einer neuen Generation von autonomen Fahrzeugen, die im Jahr 2021 auf den Markt kommen soll.

Damit selbstfahrende Autos ihren Zweck erfüllen, kommen unterschiedliche Sensortypen wie Lidar, Radar und etliche Kameras zum Einsatz. Das Computer-System des Autos wertet die Informationen der Sensoren ständig aus, um sich ein Bild seiner Umgebung und der Verkehrssituation zu verschaffen. 

Mittels Machine Learning werden Computer trainiert, Autos zu steuern. Hierfür werden die Systeme mit großen Datenmengen gefüttert, anhand derer die Fahrzeuge lernen, wie sie auf bestimmte Verkehrssituationen reagieren sollen. Ihnen wird das Verhalten von echten Fahrern beigebracht.

Daten sind die wertvollste Ressource im Informationszeitalter

Collin Müller trifft im ARTE-Beitrag auf die Start-up-Gründer Bruce Pont und Trent McConaghy. Ihre Mission: Mit ihrem Ocean Protocol sagen sie den Datenmonopolen der großen Technologiekonzerne den Kampf an. 

Das Ocean Protocol schafft einen offenen Marktplatz für Informationen auf Basis der Blockchain-Technologie. Es ermöglicht, Eigentumsrechte an Daten zu verwalten und sie fair zu teilen und zu handeln. 

Ein Beispiel: Praktisch alle Autohersteller sind gerade dabei, autonome Fahrzeuge zu entwickeln. Sie alle sammeln einzeln Umwelt- und Fahrdaten. Würden die Hersteller die Informationen untereinander austauschen, könnten selbstfahrende Autos schneller entwickelt werden. 

Die Lösung des Start-ups: Mit dem Ocean Protocol können Autokonzerne künftig ihre Daten zu klar definierten Bedingungen austauschen und handeln. 

E-Mobilität für die Energiewende

In Essen entwickelt das Start-up eMobilify Lösungen für eine klimafreundlichere Mobilität. Das größte Problem: Es gibt zu wenig öffentliche Ladesäulen. Zudem ist nicht garantiert, dass, wenn es eine Ladesäule gibt, sie auch tatsächlich verfügbar ist. Das Problem: Es gibt viele Ladensäulenbetreiber und viele Mobilitätsanbieter – die Systeme funktionieren aber nicht miteinander. Das Start-up entwickelt eine Blockchain-Lösung für diese Schnittstelle.

Mit sogenannten Smart Contracts, also intelligenten Verträgen, werden Transaktionen durch Software-Programme automatisiert. Vorher definierte Bedingungen werden durch Transaktionen automatisch durchgeführt. Beispiel: Sobald ein Nutzer den Ladevorgang beendet, wird der entsprechende Geldbetrag automatisch vom Konto des Autos abgebucht.

Den Energieverbrauch der Blockchain-Technologie reduzieren

Eines der größten Nachteile der Blockchain ist der hohe Energieverbrauch. Zum Vergleich: Das Bitcoin-Netzwerk allein verbraucht mehr Strom als Dänemark. Der Grund dafür sind Algorithmen, die die Sicherheit offener Blockchains wie Ethereum oder Bitcoin gewährleisten und dafür viel Energie benötigen.

Kei Brousmiche forscht am französischen Forschungsinstitut System X daran, wie sich der Energieverbrauch der Blockchain reduzieren lässt, um anschließend den Energiemarkt mit der Blockchain zu bedienen. So ermöglicht man den direkten, dezentral organisierten Stromhandel zwischen Erzeugern, wie zum Beispiel Privathaushalten mit Solarzellen auf dem Dach, und Verbrauchern, etwa Nutzer von Elektroautos. Die Transaktionen werden über ein Blockchain-basiertes System abgerechnet.