Blockchains re-dezentralisieren das Internet
- 7. Februar 2017
- Veröffentlicht durch: Collin Müller
- Kategorie: Strategie

Große Plattformen zentralisieren das Netz
In den letzten Jahren läuft eine Zentralisierungswelle im Netz. In vielen Märkten konzentriert sich alles auf einen großen Anbieter. Amazon dominiert den Online-Handel. Facebook ist das soziale Netzwerk. Und AirBnB ist der Anbieter für die Vermittlung von Übernachtungen.
In vielen Branchen dominieren heute also Quasi-Monopolisten. Und sie bauen ihre Positionen immer weiter aus, denn sie generieren durch ihre Größe den Treibstoff, der für weiteres Wachstum nötig ist.
Erstens bringt Größe selbst einen Vorteil, denn die Dienstleistung einer zentralen Plattform wird in der Regel umso besser, je mehr Marktteilnehmer sie zusammenbringt. Kunden wollen aus einer möglichst großen Menge von Anbietern wählen und Anbieter freuen sich über eine große Zahl von potenziellen Kunden. Sobald eine Plattform einmal die Nase vorne hat, kann sie von Konkurrenten nur noch schwer angegriffen werden, das diese ja klein anfangen müssen.
Den zweiten Vorsprung erzielen die Monopolisten mit ihren Datensammlungen. Je mehr Daten über die Nutzer und ihr Verhalten vorliegen, desto besser werden die Analysen, die man damit durchführt. Wer auf den größten Datentopf zugreifen kann, der kann auf Basis von Nutzungsanalysen leichter neue Features und Produkte einführen und testen und so seine Dienstleistung immer weiter verbessern.
Die großen Plattformen stellen sich als Vermittler zwischen die anderen Marktteilnehmer. So haben nur sie einen nahezu vollständigen Überblick über das Angebot, die Nachfrage und über die Transaktionen in einem Markt. Es scheint ein ungeschriebenes Gesetz des digitalen Zeitalters zu sein, dass sich durch diesen Vorteil in jeder Branche ein zentralistischer Anbieter durchsetzt, der zwar einerseits den Markt ordnet, aber andererseits auch die Spielregeln für alle anderen bestimmen kann.
Die großen zentralen Spieler sind jedoch ein Problem. Sie hemmen Innovation, indem sie neuen Anbietern mit neuen Ideen den Marktzugang erschweren. Außerdem sind sie zentrale Angriffspunkte für Hacker und Zensur. Und schließlich erreichen sie mittlerweile in vielen Branchen eine so dominante Rolle, dass sie den von ihnen abhängigen anderen Marktteilnehmern die Bedingungen diktieren können.
Die Blockchain kann Märkte für Fairness und Innovation öffnen
Die Blockchain hat das Zeug, die Zentralisierungswelle zu beenden. Sie ist die Technologie hinter der digitalen Währung Bitcoin. Mit ihr kann man jedoch nicht nur Finanztransaktionen ohne zentralen Vermittler abwickeln. Sie ist dafür erfunden worden, um Märkte jeder Art ohne eine zentrale Instanz zu organisieren. Sie ermöglicht es, dass die Marktteilnehmer – also Anbieter und Nachfrager – in einem globalen Netz ohne Vermittler direkt miteinander ins Geschäft kommen können.
In der Blockchain könnte man alle Funktionen abbilden, die man heute für Dienste wie AirBnB oder Uber benötigt. Man kann dezentral und für alle öffentlich einsehbar speichern, wer welche Produkte zu welchem Preis anbietet. In ihr lassen sich Transaktionen speichern, also zum Beispiel Reservierungen, Fahrten oder Übernachtungen. Zahlungen können über Kryptowährungen erfolgen. Und Kunden können Leistungen bewerten. Alles ohne zentrale Instanz.
Die Blockchain bringt das Netz zu seinem offenen Ursprung zurück
In einer Blockchain sind sämtliche Transaktionen öffentlich einsehbar und laufen für alle Teilnehmer nach den gleichen Spielregeln ab. Deshalb können neue Marktteilnehmer relativ leicht ihre Leistungen anbieten und die Abwicklungsprozesse sofort nutzen.
Das Web war zu Beginn völlig dezentral organisiert, und jeder konnte gleichermaßen mitmachen. Die Blockchain könnte das Web wieder zu seinen Ursprüngen zurückführen. Sie könnte die vielen zentralen Knoten überflüssig machen, die sich in den letzten Jahren gebildet haben.