Funderbeam: Startup-Investments mit Blockchain-Technologie
- 30. November 2016
- Veröffentlicht durch: Martin Breitsprecher
- Kategorie: Anwendung

In Deutschland versuchen derzeit über 400 Fintech-Startups, mit nutzerfreundlichen Banking-Apps, intelligenten Anlagesystemen und günstigen Preisen den großen Banken das Leben schwer zu machen. Das Geschäftsmodell der Startups baut dabei überwiegend auf der üblichen Infrastruktur des Bankensystems auf. Bekannte Beispiele sind N26, Fidor und Scalable Capital.
Neue Generation von Fintech-Startups
Auf Grundlage der Blockchain-Technologie wächst aber eine neue Generation von Fintech-Startups heran, die komplett auf den Mittelsmann Bank verzichtet. Das estnische Startup Funderbeam zeigt, wohin die Reise geht: Mitte dieses Jahres hat das Unternehmen – unter anderem mit Hilfe des Skype-Gründers Jaan Tallinn – eine Plattform gestartet, die Ideengeber mit Risikokapitalgebern zusammenbringt. Ähnlich zu Crowdfunding-Angeboten wie Kickstarter können Startups ihre Geschäftsidee, ihren Finanzierungsplan und ihren Kapitalbedarf bei Funderbeam präsentieren und damit versuchen, Investoren zu einem Einstieg zu bewegen – soweit nichts besonderes. Revolutionär ist dagegen die Möglichkeit, auf Basis der Blockchain-Technologie eine Art Aktienmarkt für Startups zu betreiben:
- Jeder als Investor registrierte Nutzer kann in Startups investieren: Um ein Startup zu unterstützen, erwirbt der Nutzer entsprechende Token des Unternehmens.
- Diese Token können anschließend auf dem Online-Marktplatz mit anderen Investoren gehandelt werden.
Wenn ein Startup beispielsweise Kapital von 100.000 Euro beschaffen möchte, werden 100.000 Token ausgegeben und auf die Investoren entsprechend ihres Investments verteilt. Die Token repräsentieren eine Anleihe, die ein Investor dem Startup gegeben hat, und sie können anschließend auf dem Marktplatz frei verkauft und gekauft werden. Bei einem Exit des Startups (Verkauf oder Börsengang) werden die Eigentümer der Token auf Basis der erreichten Bewertung ausbezahlt.
Blockchain-Technologie ersetzt diverse Intermediäre
Funderbeam nutzt die Blockchain-Technologie für folgende Aktivitäten:
- Ausgabe von Token
- Handel mit Token
- Cap Table Management (Verwaltung der Anteile der Investoren)
- Abrechnung von Transaktionen
Für diese Aufgaben sind auf dem traditionellen Aktienmarkt verschiedene Intermediäre erforderlich, denen alle Beteiligten vertrauen müssen. Dank der Blockchain ist dieses Vertrauen nun in der Technologie verankert – die Mittelsmänner sind nicht mehr erforderlich.
Darüber hinaus wird der Handel mit Startup-Anteilen wesentlich vereinfacht: Üblicherweise müssen Risikokapitalgeber bis zum Exit (oder der Aufgabe) des Startups warten, um ihre Anteile zu veräußern. Mit Funderbeam können die Anteile wie auf einem Aktienmarkt gehandelt werden, was auch das – in der Regel große – Investmentrisiko für den Kapitalgeber mindern kann.
Überraschung: Funderbeam verzichtet auf Kryptowährung
Für die technische Umsetzung nutzt Funderbeam die Open-Source-Entwicklung Colored Coins, die zwar auf der Bitcoin-Blockchain basiert, aber im Gegensatz zu Bitcoin keine digitale Währung darstellt: Mit Colored Coins können Vermögenswerte und Rechte digital verwaltet werden, etwa Aktien, Bonusguthaben oder Grundstücke. Diese Assets werden als Meta-Daten in Bitcoin eingebettet und in der Blockchain gespeichert. Die von Funderbeam ausgegebenen Token repräsentieren Colored Coins.
Die Nutzung von Bitcoin (oder Kryptowährung im Allgemeinen) wäre naheliegend für Funderbeam, findet aber bisher noch nicht statt. Grund sind insbesondere gesetzliche Rahmenbedingungen in vielen Ländern – Funderbeam möchte sicherstellen, dass eine legale Nutzung des Dienstes gewährleistet ist (wobei das Startup aufgrund der regulativen Bestimmungen in den USA bisher keine Investments von dort annimmt). Perspektivisch möchte Funderbeam aber die Plattform durch die Nutzung von Kryptowährung noch unabhängiger und effizienter gestalten.